Vater Celeb, Mutter Vivian und Sohn Manuel wollen nicht voneinander getrennt werden und entscheiden an Bord der Alan Kurdi zu bleiben. (Foto: Fabian Heinz/sea-eye.org)
Am Freitagnachmittag erklärt sich Italien bereit zwei Kinder und deren Mütter aus humanitären Gründen mit einem Boot zu evakuieren. Sea-Eye legte sofort Protest beim Auswärtigen Amt ein. "Die Mütter und Kinder von ihren Vätern zu trennen, ohne dass es dafür einen vernünftigen Grund gibt ist aktive Familientrennung und emotionale Folter." teilt Gorden Isler dem Auswärtigen Amt mit. Tatsächlich vereinbarten Deutschland und Italien die Evakuierung zweier Familien aus humanitären Gründen. Einsatzleiter Jan Ribbeck insistierte mehrfach gegenüber dem MRCC Rom, die Familien nicht zu trennen. "We once again confirm emphatically that it is our deeply understanding not to separate family members from one another. Asking for your permission to disembark 6 people corresponding 2 families with each 3 persons." schreibt Ribbeck am Freitagnachmittag.Auch im Funkverkehr mit dem Schiff behaupteten die Piloten des Patrouillenbootes, dass dies so mit dem deutschen Außenministerium abgesprochen sei und übten Druck auf den Kapitän der "Alan Kurdi" aus. Gegenüber Sea-Eye bestätigte das Auswärtige Amt indes nicht, dass man sich auf die Trennung der Familien geeinigt habe und natürlich die Familien insgesamt gemeint waren. Nach stundenlangen Verhandlungen fragte die Crew der "Alan Kurdi" selbst bei den Familien nach. Beide Familien äußerten den ausdrücklichen Wunsch nicht von einander getrennt zu werden. Die Einsatzleitung brach die Evakuierung daher ab und beantragte in Rom erneut die Zuweisung eines sicheren Hafens auf Lampedusa. Die Abschlägige Antwort kam innerhalb weniger Minuten.
In der UN Menschenrechtscharta heisst es (...) Die Familie ist die natürliche Grundeinheit der Gesellschaft und hat Anspruch auf Schutz durch Gesellschaft und Staat. (...) Sea-Eye wirft Italien vor entscheidende Schutzpflichten bei seiner politischen Instrumentalisierung der Familien ausser acht gelassen zu haben. Es gab keinen objektiven Grund auf die Trennung der Familien zu bestehen. Mutmasslich war es die Absicht der politischen Entscheider die Crew der "Alan Kurdi" in ein moralisches Dilemma zu manövrieren. Sea-Eye verurteilt diese politische Strategie und fordert einen verantwortungsvolleren Kurs einzuschlagen.
Am Abend entschied die Vereinsleitung den nächsten sicheren Hafen anzusteuern und informierte das Auswärtige Amt. Die Erfahrungen mit der italienischen Regierung schafften weder Vertrauen, noch Zuversicht in eine schnelle, verantwortungsbewusste und humanitäre Lösung. "Hier geht es allein um die Sicherheit der geretteten Menschen. Denn sie sind Menschen und das allein genügt aus ihnen die gleichen Menschenrechte zuzugestehen, die wir für uns selbst in Anspruch nehmen." sagt Gorden Isler, Sprecher von Sea-Eye e.V. "Matteo Salvini demütigte heute nicht nur die Geretteten. Er instrumentalisiert alles und jeden, um allein für sich die größtmöglichen politischen Vorteile aus dieser Situation zu ziehen. Dass ihm das gelingt zeigen auch die vielen italienischen Hassmails, die uns seit zwei Tagen erreichen." sagt Isler weiter. Die "Alan Kurdi" ist nun auf dem Weg nach Malta. Es ist der nächste sichere Hafen und das Schiff wird am Wochenende Wetterschutz, Trinkwasser und möglicherweise auch Nahrungsmittel benötigen. Auf die Trennung von Familien hatte Malta aber niemals bestanden.
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