Aus Angst vor Willkür und Inhaftierung weigern sich gerettete Flüchtlinge in Libyen an Land zu gehen. Sie harren seit Tagen auf einem Frachtschiff aus. Die Menschenrechtsorganisation „Ärzte ohne Grenzen“ spricht von einer „großen Schande“.
Dutzende aus dem Mittelmeer gerettete Flüchtlinge harren nach Angaben von „Ärzte ohne Grenzen“ seit Tagen auf einem Frachtschiff im Handelshafen der libyschen Stadt Misrata aus. Knapp 80 Menschen weigerten sich, von Bord zu gehen, weil ihnen in Libyen willkürliche Inhaftierung drohe, erklärte die Hilfsorganisation am Donnerstag in Berlin. Weitere 16 der aus Seenot geretteten Flüchtlinge hätten in den vergangenen Tagen das Schiff verlassen und seien in Internierungslager gebracht worden.
Teams von „Ärzte ohne Grenzen“ hätten am Mittwoch medizinische Hilfe an Bord leisten können. „Die Menschen waren völlig verzweifelt“, erklärte Landeskoordinator Julien Raickman. In der Gruppe seien mehrere Personen, darunter Minderjährige, die in Libyen ein Jahr oder länger gefangen gehalten und von Menschenhändlern gefoltert worden seien.
„Es ist eine große Schande, dass die einzige Antwort, die den Menschen auf der Suche nach Sicherheit gegeben wird, eine lange willkürliche Inhaftierung in dem Land ist, das sie verzweifelt zu verlassen versuchen“, sagte Raickman. Unter den Geretteten, die auf der „Nivin“ nach Misrata zurückgebracht wurden, seien unter anderen Menschen aus Eritrea, Somalia und dem Sudan.
(aus: MiGAZIN)
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